1. Juni 2013

Unterwegs

Für jedes Drehgsetell eine Hebepresse

Die erste Nacht im Zug ist überstanden. Gewöhnungsbedürftig das Ganze. Es zwickt etwas im Rücken. Zeichen dafür, dass die Liegestätte eher im Bereich Holzplanke denn Schaumstoffmatratze
anzusiedeln ist. Wir fahren durch Polen, wie an den Bahnhofschildern zu erkennen ist. „Opulancia“ oder so, hiess das letzte. Die Landschaft? Tja, was soll man sagen: flach, aber vorhanden. Das
Wetter? Trübe. Die Stimmung: etwas besser als gestern. In Poznan Glowny hält der Zug. Noch mehr Leute, die aus irgendeinem Grund nach Moskau wollen. Durch die Lautsprecher im Bahnhofsdach
‚scheppern“ im Stakkato irgendwelche Durchsagen. Irgendwie heimeln sie einem an –weil sie genauso schlecht zu verstehen sind wie bei uns.

In Brest, kurz vor der Grenze, wird’s dann interessant. Die Drehgestelle unseres Zuges müssen gewechselt werden. Ennet der Grenze ist die Eisenbahn-Spur nämlich um acht (8!) Zentimeter
breiter. Statt jedoch sämtliche Passagiere ‚umzuparkieren’ (was von mir aus gesehen die bedeutend einfachere Lösung wäre) werden grossaufwändig die einen Drehgestelle unter den Eisenbahnwagen
(das sind die Dinger ,wo die Räder dran sind) weg- und die andern wieder dran montiert. Mit speziellen Hebepressen wird dazu der ganze (!) Zug rund einen Meter angehoben. Dann werden die ‚alten’
Drehgestelle weg- und die ‚neuen’ druntergerollt, mit zwei drei kräftigen Hammerschlägen fachmännisch fixiert – fertig ist der Zirkus. Wagen wieder runterlassen, zusammenkuppeln – es kann
weitergehen.