9. Juni 2013

zurück nach Irkutsk

Zum Frühstück gibt’s heute etwas Spezielles: eine Art Kartoffelpuffer, jedoch ohne Kartoffeln, dafür mit Haferflocken. Tönt kompliziert, ich weiss, aber im Moment fällt mir keine andere Erklärung dafür ein. Und unter Haferflocken-Puffer kann sich ja wahrscheinlich eh keiner etwas vorstellen. Jedenfalls schmecken die Dinger ausgezeichnet. Da interessiert natürlich das Rezept. Die beiden Frauen erklären, ich notiere: eine Tasse Haferflocken, eine Tasse Mehl, ein Löffel Zucker, zwei Eier, ein wenig Backpulver und soviel Milch, damit eine Masse entsteht, die man dann zu ei-grossen Kugeln formen kann. Und diese bäckt man dann in der Bratpfanne mit viel Butter, bis sie beidseitig schön goldbraun sind. Zusammen mit Sauercream (unter die man einen Löffel selbstgemachte Konfitüre mischt) schmeckt das ganze wirklich himmlisch.

Natürlich nehmen wir auch gleich wieder den Gesprächsfaden auf von gestern und  ich erfahren unter anderem, dass diese Idylle hier einmal ernsthaft in Gefahr war. Eine reiche Geschäftsfrau aus der fernen Hauptstadt wollte sich offenbar das ganze Gebiet unter die lackierten Nägel reissen, ein paar Hotels aufstellen und  aus dem schmucken Dorf ein Ferien-Resort basteln. Bereits hätten Pläne für den Bau einer Strasse von Listwjanka bis hierher bestanden, und die Lakaien der Dame hätten auch bereits begonnen, mit Schmiergeldern an bestimmten Stellen Einfluss zu nehmen. Dann aber sei der Frau glücklicherweise der Hahn abgedreht worden, weil sie wegen gesetzeswidriger Machenschaften (man spricht von Geldwäscherei) kurzfristig ihr Domizil wechseln musste und jetzt irgendwo in der Kiste, sprich im Gefängnis hockt. Recht so! Wobei – vorbei sei es damit aber natürlich noch nicht, meint Natacha etwas resigniert. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis der nächste reiche Bonze Wind von diesem Juwel bekäme, und sich dieses schmucke kleine Dorf für seine ganz private Schmuckschatulle postet. Allein der Gedanke daran, treibt einem die Galle hoch.

Noch ein letzter Spaziergang durch das Dorf, dann heisst es Abschied nehmen.  Mit dem Tragflügler geht’s zurück nach Irkutsk. 2013