15. Juni 2013

Durch die Wüste Gobi

Die Wüste Gobi – ein endloses flaches Stück Nirgendwo

Durch die Wüste Gobi über die Grenze nach China – so lautet das Tagessoll heute. Jan + Mirjam sind im gleichen Abteil. Lässig. Der Vierte im Bunde ist ein Mann aus Südkorea, der nicht viel sagt, und wenn doch, dann ausserordentlich leise spricht. Wir erfahren trotzdem, dass er 40jährig und Sozialarbeiter ist, seine Stelle aber vor einiger Zeit gekündigt hat, um sich die Welt anzusehen. Nicht ein paar Monate, sondern ein paar Jahre sollen es werden, sagt er. Europa, und ja, auch die Schweiz, sei auf der Liste. Tipptoppe Sache, was der Mann da im Sinn hat. Speziell, wenn man es auch vor dem Hintergrund der momentanen politischen Situation zwischen Nord- und Süd-Korea anschaut.

Unterdessen zieht draussen die Wüste Gobi vorbei. Ein unglaublich riesiges flaches Stück Nirgendwo. So immens gross, dass man von blossem Auge sogar die Erdkrümmung wahrnehmen kann. Wahnsinn. Hier muss einer wirklich lange laufen, bis eine Migros kommt… .

Grenzkontrollen haben wir heute auch wieder. Die mongolische zuerst. Nach knapp anderthalb Stunden ist die Sache erledigt. Einziges Problem: die Toiletten werden während dieser Zeit geschlossen, und man darf den Zug nicht verlassen. Keine gute Regel, wenn man sich kurz vorher im Speisewagen ein kühles Bier genehmigt hat. Überhaupt ist es mit den Toiletten so eine Sache. Abgesehen davon, dass es sowieso immer zu wenige sind, werden sie eine halbe Stunde vor und nach jedem Halt abgeschlossen. Wer unter einer schwachen Blase leidet, hat hier schlechte Karten.

China. Am Bahnsteig stehen chinesische Soldaten stramm. Alle 15 Meter einer. Macht Eindruck. Aber zuviel der Ehre – wir sind’s ja nur. Wenig später, nochmals Passkontrolle. Wobei die Kommunikation mit den chinesischen Beamten ziemlich einseitig verläuft. Unsereiner versteht hier ja sowieso nur noch Bahnhof. Vielleicht auch besser so. Die Pässe werden eingezogen.

Unterdessen wird unser Zug in drei Teile aufgesplittet und in eine Halle gefahren. Hatten wir auch schon mal: Wechsel der Drehgestelle. Einziger Unterschied zum letzten Mal: Hier chlöpft und tätscht und rumpelt es, als hätten die Chinesen im Sinn, den Zug in sämtliche Einzelteile zu zerlegen. Aber tifig sind sie, das muss man ihnen lassen. Gut, es sind auch genug Leute da. Für jeden Handgriff einen. Vermutlich.

Währenddessen waren die Leute vom Zoll auch nicht untätig. Wir erhalten unsere Pässe zurück. Und sind damit – hochoffiziell – in China angekommen.



Wechsel der Drehgestelle an der Grenze zu China



Mirjam und Jan, meine sympathischen Mit-Reise-Partner