30. Juni 2013

What a wonderful world.

Im Kielwasser fliesst die Zukunft als Vergangenheit davon

22.16 Uhr. Ich gehe die Treppe hoch auf die Kommando-Brücke. „Hello Mr. Passenger – can’t you sleep?“, höre ich den wachhabenden Offizier. Ich kann ihn nicht erkennen. Es ist stockdunkel, und nur die matt leuchtenden Bildschirme geben ein fahles, phosphoreszierendes Licht ab. Bis sich meine Augen darauf eingestellt haben, dauert es einen Moment. „Nein, ich möchte einfach die Stimmung etwas geniessen.“, antworte ich. Und während wir beide zum Fenster hinaus auf den Ozean schauen, entfährt uns fast gleichzeitig das gleiche Wort: „Peaceful!“. Ja, genau – „friedlich“, so ist es. Während sich die „Ever Charming“ gleichmütig und mit einem dumpfen Grollen ihren Weg durch die Wellen sucht, spannt sich über uns ein Firmament mit Sternen, wie ich sie in einer solchen ungeheuren Anzahl noch nie gesehen habe. Wenn der Name „Milchstrasse“ irgendwo seine Berechtigung hat, dann muss es hier sein. Und auch im dunklen Ozean sind vereinzelte ‚Sterne’ zu sehen: es sind die Lichter der vielen Fischerboote, die hier vor Anker liegen. Und um das Ganze komplett zu machen, sind auf der Backbord-Seite zudem die hell-erleuchteten Umrisse eines Kreuzfahrtschiffes zu erkennen, das in den gelblich schimmernden Horizont hineinfährt, hinter dem Taiwan liegt.  Mir kommt ein Song von Louis Armstrong in den Sinn: „What a wonderful world!“