28. Juli 2013
15:30: der (falsche) Alarm geht los. „Safety check“. Oder „drill“, wie das Prozedere an Bord der „Rickmers Seoul“ auch genannt wird. Also Schutzhelm auf, Rettungsweste und Überlebensanzug schnappen und so schnell wie möglich über die Aussentreppen zum Versammlungsplatz. Fast die gesamte Besatzung steht bereits dort. Aufgereiht in ihren orange-farbenen Overalls, was aussieht, wie ein Haufen Aprikosen. Kurze Instruktion des Sicherheitsoffiziers, dann geht’s los: die Gruppe zerstiebt in alle Richtungen, und wenig später sieht man zwei davon mit silber-farbenen Schutzanzügen und Atemgeräten mit einem Feuerwehrschlauch daherkommen. Ein fingiertes Feuer auf Deck B muss gelöscht werden. Die Beiden haben die Sache im Griff und bauen einen Wasservorhang auf, dass selbst das grösste August-Feuer klein beigeben würde. Test bestanden. Abtreten und möglichst schnell aus den Auszügen raus – die Sonne brennt nämlich erbarmungslos vom Himmel.
Test der Überlebensanzüge ist Teil B der heutigen Übung. Zwei Philippinos schlüpfen in die (viel zu) grossen Neopren-Hüllen und springen anschliessend in den Swimmingpool, wo sie sich auf den Rücken legen und gemütlich auf dem Wasser floaten, bevor sie von ihren Kollegen wieder herausgeholt und aus den Anzügen geschält werden. Auch diese Prüfung wird als bestanden bewertet. Dann sind wir dran: für uns gibt’s allerdings keine Übungen, wir müssen lediglich unsere Plätze im Freifall-Rettungsboot (free-fall) einnehmen. Keine einfache Sache, weil das Boot a) schräg auf zwei Schienen liegt (wie bei einer Achterbahn) und b) die Platzverhältnisse überaus beengt sind. Ausserdem sitzt man mit dem Rücken in die Flug- resp. Fahrt-Richtung. Nicht wirklich bequem. Es gibt keine Fensterplätze und auch kein ‚upgrade’ in die erste Klasse. Nur der Käptn hat’s etwas besser: der sitzt erhöht, in der Fahrtrichtung und hat ausserdem ein Steuerrad, woran er sich festhalten kann. Uns andern, die wir hier wie Batteriehühner neben- und übereinander sitzen, bleibt nichts anders, als sich mit der eigenen (Platz-)Angst auseinanderzusetzen. Und – wegen des Grundgestanks in dieser kleinen Nusschale – nicht gleich loszukotzen.
Also, wenn’s denn wirklich mal soweit kommen sollte – ich weiss nicht recht… .