30. Juli 2013

So schnell wie ein Velofahrer

Mit 11.9 Knoten sind wir etwa so schnell wie ein Velofahrer auf dem Nachhauseweg…

Die Wolken hängen noch immer tief, aber die See hat sich etwas beruhigt. Dafür ist es kälter geworden. Ziemlich kälter sogar. Und von achtern bläst ein empfindlicher Wind. Keine guten Voraussetzungen, um auf dem Sonnendeck zu liegen und zu lesen. Was sind die Alternativen? Es gibt keine – oder jedenfalls nur wenige. Das ist die Krux an Bord eines Frachtschiffes: Wenn das Wetter nicht mitmacht, ist man so ziemlich aufgeschmissen. Und kann sich mit seinem guten Buch lediglich in die Kammer zurückziehen. Und so die Stunden zwischen den Essenszeiten relativ sinnbringend überbrücken.

Die Meetings im Essraum sind ja gewissermassen die Eckpfeiler von dem, was man einen geregelten Tagesablauf nennen könnte. Vom Frühstück zum Mittagessen, vom Mittagessen zum Abendessen. So hangelt man sich hier durch die Tage. Auf einem stählernen Universum, das mit dem beschaulichen Tempo von 12 Konten auf dem Atlantik dahingondelt.

Wir könnten zwar schon schneller, lässt sich der Käptn vernehmen. So 20-25 Knoten lägen durchaus drin … aber er dürfe nicht. Aus Spar- und Umweltschutzgründen. Drum sind die 12 Knoten speed-mässig im Augenblick das Höchste der Gefühle. Was umgerechnet etwa 22 Kilometern pro Stunde entspricht, womit wir dann etwa so schnell unterwegs wären wie ein gemütlicher Velofahrer auf dem Nachhauseweg. Und trotzdem: Was auf den ersten Blick nach nicht wahnsinnig viel ausschaut, summiert sich halt doch: innerhalb von 24 Stunden kommt so nämlich eine Strecke von 533 und ein paar gequetschten Kilometern zusammen. Was ja auch nicht nichts ist, oder?