7. Juni 2013

Am Baikalsee

Der Baikalsee! „Blaues Herz der Taiga“! „Perle Sibiriens“! Weltkulturerbe der UNESCO! Undsoweiter. Wieviel ist nicht schon darüber erzählt, wieviel darüber geschrieben worden? Und dann, eines Tages, steht man plötzlich selber da. Dabei ist es nicht mal die schiere Grösse, die einem sprachlos lässt, sondern – eben – einzig die Wahrhaftigkeit, jetzt, in diesem Augenblick, am Ufer des „Heiligen Meeres“ zu stehen, wie die Burjaten „ihren“ Baikal-See nennen. Und plötzlich fühlt man sich ganz klein. Nicht nur, aber auch, weil die Eckdaten dieses gewaltigen Sees halt doch wirklich beeindruckend sind:  650 km erstreckt er sich in Nord-Süd-Richtung (fast zwei Mal die Distanz von Romanshorn nach Genf), misst an der breitesten Stelle etwas mehr als 80 km (was etwa der Strecke von Zürich nach Bern entspricht) und ist – man glaubt es kaum!– unglaubliche 1637 m tief. Weltrekord! Ein Fünftel der weltweiten Süsswasser-Reserven seien in diesem gewaltigen Reservoir gespeichert, heisst es, und die gesamte Menschheit könnte 50 Jahre lang davon leben. Es sei denn, irgendein Löli würde den Inhalt des Sees wie eine grosse Badewanne  auskippen – dann wäre zum einen nichts mehr zum Trinken da, und zum andern die ganze Erde 20 cm hoch mit Baikalwasser ‚überschwemmt’. So jedenfalls soll’s mal einer ausgerechnet haben.  Ob’s stimmt? Ich weiss es nicht. Zu lange her seit „Durchmesser-im-Quadrat-mal Pi-Viertel“ und so. Vielleicht kanns ja mal ein Mathe-Lehrer mit seinen Schülern nachrechnen und mir mitteilen, ob’s stimmt… .

An dieser Stelle noch eine kleine Anmerkung für alle, die es im Vorfeld steif und fest behauptet haben: es ist NICHT der Baikalsee, der langsam am Verlanden ist, sondern der Aralsee. Einfach, damit dies auch noch klargestellt worden ist… .



Giorgio, Maries, Hans und Pieter

Am Ufer des Sees, in einem billigen Coca-Cola-Zelt (das etwa so gut hierher passt, wie ein Wohnwagen aufs Matterhorn) , treffe ich mich mit Hans und Marlies zu einem Abschiedsbier (die Truppe fährt heute Nacht nach Irkutsk und von dort nach Hause zurück). Nach und nach gesellen sich weitere ‚Liechtis’ dazu, und es wird eine richtig lustige Angelegenheit. Sogar Giorgio, der eigentlich vor-schlafen wollte, taucht wieder auf. Als dann aber eine Hochzeitsgesellschaft auftaucht, ist er ebensoschnell wieder weg. Und nur wenig später sehen wir den alten Italo-Schwerenöter, wie er sich in Position bringt, um der Braut einen Kuss abzuschwatzen.  Wobei er es natürlich nicht dabei bewenden lässt, sondern die Braut in bester italienischer Manier in den Arm nimmt und an seine breite Heldenbrust drückt. Ja, irgendwie hat er’s einfach drauf, der Giorgio. Auch wenn er bereits im Pensionsalter ist.  Alles eine Frage der Erfahrung, hat er mal hinter vorgehaltener Hand verlauten lassen. Scheint etwas dran zu sein. Irgendwie.