13. Juni 2013
Menschenskind, hab’ ich letzte Nacht gefroren. Zwar hatte ich meine Jurte ordentlich eingeheizt, und es war zum Zeitpunkt des Schlafengehens auch überaus behaglich, aber irgendwann in der Nacht war dann der Ofen aus (im wahrsten Sinne des Wortes) und die Temperatur in einem Bereich, der nun wirklich alles andere als angenehm war. Wer schon mal – trotz zweier Wolldecken – in einem völlig klammen, ausgekühlten Bett erwacht ist, weiss, wovon ich spreche. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich solches letztmals in der Rekrutenschule in einer Durchhalte-Übung mitgemacht. Und keine besonders guten Erinnerungen daran.
Also aufstehen, und das Feuer im Ofen wieder anwerfen. Was dank dem Pfadfinder-KnowHow ganz tifig klappt. Es gibt eben gewisse Dinge, die verlernt man nie… .
Bemerkung am Rande: die ganze Prozedur galt es dann noch zwei Mal zu wiederholen, bis (endlich) der Morgen graute.
Jan und Miriam ging es in Sachen gestörtem Schlaf offenbar auch nicht viel besser, wie ich am Frühstückstisch erfahre. Der Grund war aber ein anderer: Miriam hatte sich gestern ihr Füdli wundgeritten und logischerweise heute keine Lust, nochmals auszureiten. Wir entscheiden uns daher für einen Ausflug per Toyota Landcruiser (womit denn sonst?) zum Chingis-Khan-Denkmal. Ein absolut lohnender Ausflug, wenn man mal von der hals- und knochenbrecherischen Fahrt über die miserabelsten Strassen, die man sich vorstellen kann*, absieht (mich wundert noch immer, dass es mir keine Plombe rausgeschüttelt hat). Das Denkmal ist der Hammer und absolut imposant. Auch die Informationen dazu – tipptopp. Via einen Lift und ein paar Treppen kommt man (im Innern des Denkmals) auf eine Plattform und findet sich dann auf dem Kopf des Pferdes wieder. Und geniesst von dort aus ein traumhaftes 360-Grad-Panorama. Wir sind uns einig: das war die Schüttelfahrt mehr als wert.
Auf dem holprigen Weg zurück bleibt – als weiterer Höhepunkt – noch Zeit für einen spontanen Halt bei einer Nomadenfamilie, wo wir einen zwar nur kleinen, aber trotzdem sehr eindrücklichen Einblick in die Lebensweise dieser Menschen erhalten. Wie die Leute hier auf engstem Raume leben – Chapeau. Dass sie aber trotzdem mit der Neuzeit verbunden sind, zeigt die Tatsache, dass die Tochter und die zwei Freundinnen, die gerade zu Besuch sind, mit ihren Handys via Facebook udgl. kommunizieren. Und dass vor der einfachen Behausung eine Satellitenschüssel steht, die – via Autobatterie – den kleinen Fernseher der Familie betreibt, ist ein klein wenig Luxus, den man ihnen gerne gönnt.
Ja, und wenn man jetzt ein Fazit dieses Tages ziehen wollte, dann vielleicht dieses: Was mit einem Minus angefangen hat, kann sich eigentlich nur in eine Richtung entwickeln – ins Positive.
* Noch ein Wort zu den Strassen: die sind wirklich in einem schlechten Zustand, das schleckt keine Geiss weg. Was aber nicht daran liegt, dass die Leute sie nicht unterhalten würden, nein, das Problem liegt woanders und ist wohl deshalb ein Kampf gegen Windmühlen. Das Problem ist der lange Winter, der alles bis weit hinunter gefrieren lässt. Stichwort: Permafrost. Wenn dann anfangs des kurzen Sommers das Tauwetter einsetzt, brechen die Strassen auf wie Brote im Ofen. Und die Flick-Arbeiten können von neuem beginnen. Ein bemühendes und fast aussichtloses Unterfangen.