25. Juni 2013
„Good afternoon, Can I help you?“ Der dies sagt, ist kein ‚Hiesiger’. Das hört man. Am leicht schweizerischen Akzent. Das sieht man aber auch. Denn der Mann, der da vor einem steht, ist ein richtiger Brocken. Gar nicht so, wie die filigranen Leichtbau-Chinesen. Max Liechti ist 63, gelernter Koch und stammt ursprünglich aus dem Züribiet. Mittlerweile lebt er aber – mit ein paar kleinen Unterbrüchen – seit mehr als drei Jahrzehnten in Hongkong. Und führt seit rund 15 Jahren daselbst das „Swiss Chalet“, ein kleines, aber gutgehendes Restaurant mit rund 60 Plätzen. Bei einem echten Appenzeller Bier (ich kann’s fast nicht glauben, aber das gibt es wirklich hier) erzählt er mir, wie es dazu kam.
1975, gerade mal 25jährig, habe es ihn hinausgezogen in die grosse weite Welt. Für einen Koch mit Schweizer Ausbildung standen die Türen damals weit offen. Zuerst heuerte er im „Peninsula“ in Hongkong an, wechselte dann aber zur Hotelkette „Royal Pacific“. Dort habe er seinen damaligen Chef vom Konzept eines originalen (und originellen) Schweizer Restaurants überzeugen können. Eine Idee, die er schon lange mit sich herumgetragen habe. Das „Chalet“ war geboren, Koch Max war fortan Geschäftsführer, und das Geschäft lief eigentlich recht erfolgreich.
Dann aber, 1989, kam die grosse Asienkrise, die Gäste blieben fern, Leute wurden entlassen und auch für das „Chalet“ schlug die ominöse letzte Stunde. Ein harter Schlag für Max, aber keiner, der ihn aus der Bahn warf. Er entschloss sich zur Flucht nach vorne, machte den Leuten von „Royal Pacific“ ein Angebot, übernahm die gesamte Einrichtung und suchte dann nach einem günstigen Platz für (s)ein neues „Chalet“. Ein guter Freund aus ehemals guten Tagen, ein Metzger aus dem Appenzell,mit Namen Leo Dörig (der ebenfalls sein halbes Leben in Hongkong verbracht hatte), war es schliesslich, der ihm nicht nur den entscheidenden Tipp gab, sondern ihm gleich noch seine finanzielle Unterstützung zusicherte. Das Bähnli war (wieder) auf den Schienen.Und Max fortan auf der Baustelle. Er entwarf Konzepte, zeichnete Baupläne, pickelte mit den Arbeitern, führte Schutt weg, und wenn der Letzte nach Hause ging, machte er die Arbeitspläne für den nächsten Tag, bevor er sich in einer Ecke eine kurze Schlafpause gönnte. Und der grosse Aufwand zahlte sich aus – nach lediglich zwei (!!!) Monaten war das Werk vollbracht: das „Swiss Chalet“ (wie es jetzt hiess), feierte grosse Eröffnung. Und Max war stolz wie ein frischgebackener Vater. Apropos: vor gut neun Monaten ist Max auch im richtigen Leben nochmals Vater geworden. Ein Bub sei’s, sagt er mir mit leuchtenden Augen, und fügt fast entschuldigend an „es sei halt einfach passiert“. Aber er und seine Frau hätten ‚uusinnig de Plausch’ an ihrem Wonneproppen. Und während er früher am Feierabend öfter mal ein Bier mit Kollegen getrunken habe, könne er es heute jeweils kaum erwarten, nach Hause zu seinem Stöpsel zu kommen. Man glaubt es dem grossen Mann aufs Wort.